Sea Eye berichtet am 27.02.2023: Auch elf Kinder und ein neugeborenes Baby mussten sterben. Dutzende Menschen werden weiter vermisst. Wir sind zutiefst bestürzt und trauern um die Verstorbenen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. 

Doch in die Trauer mischt sich Wut! Denn der Tod dieser Menschen war keine unvermeidbare Katastrophe. Er ist die brutale Konsequenz einer immer grausameren europäischen Abschottungspolitik. Die EU hat diesen Menschen keine andere Möglichkeit als die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer gelassen. Gleichzeitig wird die zivile Seenotrettung von der italienischen Regierung in ihrer Arbeit zunehmend stärker behindert. 

Wir fordern endlich sichere Fluchtwege und ein Ende des Sterbens im Mittelmeer! 

Italienisches Parlament stimmt für umstrittene Seenotrettungsvorschrift

Das Migazin berichet am 17.02.2023: Die italienische Abgeordnetenkammer hat laut Medienberichten für die Umwandlung eines umstrittenen Regierungsdekrets zur zivilen Seenotrettung in ein Gesetz gestimmt. Wie die Zeitung „La Repubblica“ berichtete, stimmten 187 Parlamentarier dafür. 139 Abgeordnete votierten demnach dagegen, drei enthielten sich. Hilfsorganisationen und Menschenrechtler reagierten besorgt.

Die italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte Anfang Januar per Dekret einen sogenannten Verhaltenskodex für die zivile Seenotrettung verabschiedet. Das Dekret sieht unter anderem vor, dass Schiffe nach einer Rettungsaktion direkt einen vorgegebenen Hafen ansteuern. Weitere Notrufe müssten demnach ignoriert werden. Laut Amnesty International wird der Text nun dem Senat vorgelegt, der Anfang März darüber abstimmen soll.

SEA-EYE 4 bringt 105 Menschen in Neapel in Sicherheit

Sea-Eye berichtet am 08.02.2023: Am 06.02.2023 erreichte die SEA-EYE 4 mit 105 geretteten Personen sowie zwei Leichen an Bord den Hafen von Neapel. Dort konnten alle 105 Überlebenden sicher an Land gehen, auch die Toten wurden vom Schiff gebracht.
 
Es war das Ende einer der schwierigsten Mission unserer Organisationsgeschichte. Insgesamt sind drei Todesfälle zu beklagen.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag führte die Crew der SEA-EYE 4 zwei Rettungseinsätze durch. Zwei Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. Eine weitere Person verstarb nach einer Notfallevakuierung am Sonntag in einem Krankenhaus in Messina. Zuvor musste bereits eine andere Person von Bord der SEA-EYE 4 evakuiert werden.
Unter den Verstorbenen ist auch eine junge Mutter, deren Baby überlebte.

Europarat rügt Italiens Dekret zur Seenotrettung

Das Migazin berichtet am 08.02.2023: Der Europarat hat Italien aufgefordert, sein neues Dekret zur zivilen Seenotrettung zurückzunehmen. Sie sei besorgt, die Regelungen behinderten lebensrettende Einsätze von Nichtregierungsorganisationen im Mittelmeer, schrieb die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatovi , in einem Brief an den italienischen Innenminister Matteo Piantedosi. Italien verstoße damit gegen das Menschen- und Völkerrecht, hieß es in dem Schreiben vom 26. Januar. Auch der Sachverständigenrat des Europarates kommt zu dem Schluss, das Dekret sei nicht mit Europarecht vereinbar. Italien wies die Vorwürfe zurück.

Die italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte Anfang Januar per Dekret einen sogenannten Verhaltenskodex für die zivile Seenotrettung verabschiedet. Das Dekret sieht unter anderem vor, dass Schiffe nach einer Rettungsaktion direkt einen vorgegebenen Hafen ansteuern. Weitere Notrufe müssten demnach ignoriert werden. Mijatovi kritisierte, die Umsetzung des Dekrets, gepaart mit der Praxis, Schiffen weit entfernte Häfen zuzuweisen, hätten die absehbare Folge, dass den Menschen auf „der tödlichsten Migrationsroute die lebensrettende Hilfe der NGOs vorenthalten“ bleibe.

Sea Bird hebt nach 10 Monaten wieder ab

Sea Watch berichtet am 02.02.2023: Am 24. Januar konnte unser Flugzeug, die Seabird 2, nach über zehn Monaten Blockade wieder in Richtung libysche SAR-Zone abheben! Die libysche Zivilluftfahrtbehörde hatte zuvor eine an den Haaren herbeigezogene Einflugerlaubnis von uns verlangt und uns damit am Boden gehalten. Wir sind erleichtert, dass wir unsere Luftaufklärungsmission an der tödlichsten Grenze der Welt jetzt wieder aufnehmen können.

Wie dringend wir gebraucht werden, wurde in den letzten Tagen erneut deutlich. In den ersten drei Einsätzen diesen Jahres hat unsere Flugzeug-Crew zahlreiche Boote in Seenot entdeckt und Menschenrechtsverstöße dokumentiert. Mit Unterstützung unser Seabird 2 konnte die Geo Barents, das Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen, 69 Menschen vor dem Ertrinken bewahren. Wir haben mit Emily, Head of Operations bei unserer Luftaufklärungsmission Airborne, über die ersten Einsätze im neuen Jahr gesprochen, was in den letzten Monaten vor sich ging und wie es jetzt weitergeht.