5. Rettungsmission startet

Sea-Eye berichtet am 28.08.2022: Gerade befindet sich die fünfte Crew in diesem Jahr an Bord der SEA-EYE 4. Das bedeutet, dass wir schon bald in unsere fünfte Rettungsmission in 2022 aufbrechen wollen. Eine Rettungsmission, die nicht selbstverständlich ist, denn sie wird – wie unsere gesamte Arbeit – aus Spenden finanziert und Spenden sind für uns niemals selbstverständlich. Gerade jetzt nicht, während viele Krisen gleichzeitig stattfinden.

n diesem Jahr haben Ihre Spenden dafür gesorgt, dass die Sea-Eye Crews über 700 Menschen aus Seenot gerettet und in Sicherheit gebracht haben. Unter ihnen war auch ein junger Mann, der zum Zeitpunkt der Rettung ein T-Shirt trug, das mit Handynummern vollgeschrieben war. Er hatte ganz alleine seine Heimat verlassen und seine größte Angst bestand darin, dass niemand seine Familie informieren würde, wenn er auf der Flucht sterben würde. Deshalb trug er das T-Shirt mit den Kontaktdaten seiner Liebsten, für den Fall, dass jemand seinen toten Körper finden würde.

Die Nummern wurden zum Schutz der Privatsphäre und Sicherheit der Personen verfremdet.

Neues Rettungsschiff bricht auf ins zentrale Mittelmeer

Das Migazin vom 29.08.2022: Das neue Rettungsschiff der zivilen Seenotrettungsorganisation SOS Humanity ist vom spanischen Vinaròs ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. Dort werde die „Humanity 1“ in einigen Tagen eintreffen, teilte die Organisation am Samstag mit. „Heute ist ein guter Tag für die Seenotrettung, weil wir mit unserem neuen Rettungsschiff Humanity 1 und unserer langjährigen Erfahrung nun wieder im lebensrettenden Einsatz sind“, sagte die Geschäftsführerin von SOS Humanity, Maike Röttger.

Das breite zivilgesellschaftliche Bündnis United4Rescue, das auf Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ins Leben gerufen wurde, hatte das Schiff 2020 erworben, die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch betrieb es anschließend mehr als zwei Jahre. Vor einem Monat war das Bündnisschiff an SOS Humanity übergeben worden, in einer spanischen Werft wurde es überholt.

Neu an Bord ist nach Angaben der Hilfsorganisation die Position der Menschenrechtsbeobachtung. „Zivile Rettungsschiffe werden widerrechtlich von den Leitstellen nicht in die Koordination von Rettungen einbezogen. Ich bin hier an Bord, um derartige Rechtsbrüche zu dokumentieren und an die Öffentlichkeit zu bringen“, sagte Mirka Schäfer, politische Referentin bei SOS Humanity und zurzeit als Menschenrechtsbeobachterin auf der „Humanity 1“.

Taufe für die „Humanity 1“

Das Migazin berichtet am 22.08.2022: Anders als die Europäische Union will die Seenotrettungsmission SOS Humanity Geflüchtete im Mittelmeer nicht ertrinken lassen, sondern sie retten. Deshalb hat die Mission jetzt ihr eigenes Seenotrettungsschiff getauft. Es soll noch im August starten.

Die Seenotrettungsorganisation SOS Humanity geht mit einem eigenen Schiff in den Einsatz. Am Freitagvormittag wurde die „Humanity 1“ im spanischen Vinaròs auf ihren Namen getauft, wie die Organisation mitteilte. Noch im August solle das Schiff in den ersten Rettungseinsatz im zentralen Mittelmeer starten. Bei dem Schiff handelt es sich um die ehemalige „Sea-Watch 4“, die von der gleichnamigen Organisation an SOS Humanity übergeben wurde.

Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Wortbruch der Bundesregierung?

https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/video-fluechtlingsdrama-im-mittelmeer-wortbruch-der-bundesregierung-100.html

Flugverbote verstoßen gegen internationales Recht

Das Migazin vom 17.08.2022 berichtet: Das Verbot von zivilen Flügen zur Seenotrettung im zentralen Mittelmeer durch libysche Behörden verstößt gegen internationales Recht. Dies hatten bereits die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages in einer Ausarbeitung Ende Juni bekräftigt. Nun schließt sich die Bundesregierung dieser Einschätzung an. Die Forderung nach einer Genehmigung für Flüge außerhalb von staatlichem Hoheitsgebiet stehe „im Widerspruch zu dem Grundsatz der Überflugfreiheit auf Hoher See“, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage die MiGAZIN vorliegt.

Gemäß dem 1944 in Chicago geschlossenen Abkommen über die Internationale Zivilluftfahrt beaufsichtigt die libysche Luftfahrtbehörde ein Fluginformationsgebiet (FIR), das sich außerhalb der Zwölfmeilenzone auf weite Teile des südlichen Mittelmeeres erstreckt. Vor dem Einflug müssen sich Pilot:innen bei der zivilen Flugsicherung (Civil Aviation Authority – CAA) anmelden und ihr Ziel durchgeben. Das zentrale Mittelmeer gilt jedoch als unkontrollierter Luftraum, für den eine solche Meldung nicht erforderlich ist. Die Luftfahrtbehörden dürfen dort auch keine Restriktionen verhängen, sondern allenfalls Hinweise und Informationen geben, heißt es in der Bewertung des Bundestages.

Im März dieses Jahres machte die in Deutschland ansässige Seenotrettungsorganisation Seawatch bekannt, dass Libyen ihren Flugzeugen den Aufenthalt über seiner Seenotrettungszone verbietet. Seawatch’s Flugzeuge Seabird und Seabird 2 werden von der Schweizer Humanitarian Pilots Initiative betrieben. Die libysche Luftfahrtbehörde behauptet, deren Pilot:innen müssten zuvor eine Fluggenehmigung (Prior Permission Required – PPR) beantragen. Das davon betroffene Fluginformationsgebiet entspricht exakt der Seenotrettungszone, für die Libyen zuständig ist. Damit ist klar dass die Maßnahme dazu dient, die Flieger aus jener Region fernzuhalten die von vielen Geflüchteten auf dem Weg nach Europa durchquert wird.

Kriminalisierung

Das Migazin vom 10.08.2022 berichtet aus dem mehrtägigen Transborder SummerCamp in Nantes/Frankreich: Immer wieder wurde jedoch auf dem Camp betont, dass insbesondere geflüchtete Menschen selbst als Schleuser kriminalisiert werden und drakonische Strafen auferlegt bekommen. Häufig werden Fliehende zu lebenslanger Gefängnishaft verurteilt werden, weil sie die Steuerpinne des Schlauchbootes auf dem Weg nach Europa festhielten oder aber, weil sie im Falle von Seenot einen Notruf an die Küstenwache absetzten. In Griechenland ist die zweitgrößte Gruppe aller inhaftierten Menschen aufgrund von Vorwürfen des „Menschenhandels“ im Gefängnis, darunter zahlreiche Geflüchtete. Seit langem arbeiten verschiedene Gruppen in Kooperation mit lokalen Anwält:innen daran, diese Menschen zu unterstützen, Gerichtsprozesse zu begleiten und Kampagnen gegen die Kriminalisierung von Schutzsuchenden umzusetzen. Nun haben sich einige von ihnen zusammengeschlossen: Nur einen Tag nach Ende des Transborder Camps ging die Seite Captain Support online. Dort werden Fliehende über die Gefahr der Kriminalisierung aufgeklärt und können sich melden, wenn sie selbst oder andere von Festnahmen betroffen sind. Das Netzwerk Captain Support versucht dann juristische Hilfe zu organisieren und, wenn erwünscht, eine politische Unterstützungskampagne durchzuführen.

„Geo Barents“ kann 659 Geflüchtete an Land bringen

Das Migazin vom 06.08.2022 berichtet: Nach mehr als einer Woche auf dem Mittelmeer können die 659 Geflüchtete an Bord des Rettungsschiffs „Geo Barents“ in Italien an Land. Die Behörden hätten der Crew den Hafen von Tarent zum Anlanden zugewiesen, erklärte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, die das Schiff betreibt, am Donnerstag. Die Wartezeit von annähernd neun Tagen sei eine der längsten Blockaden, die das Team erlebt habe. „Das darf nicht wieder passieren.“

Die Besatzung der „Geo Barents“ hatte die Menschen bei mehreren Einsätzen innerhalb weniger Tage aus Seenot gerettet. Nach Angaben von „Ärzte ohne Grenzen“ sind mehr als 150 Minderjährige sowie zwei schwangere Frauen und mehrere Säuglinge an Bord. Die Crew hatte die Situation auf dem Schiff zuletzt als prekär bezeichnet und mitgeteilt, dass die Essensrationen knapp würden. Zwei Gerettete hatten aus Verzweiflung über die lange Wartezeit versucht, über Bord zu springen.